05.12.2024 10:36

Wildbienen und ihre Rolle im Ökosystem: Wie wir sie im Garten fördern können

Wildbienen sind faszinierende Insekten, die eine entscheidende Rolle in der Natur und auch für uns Menschen spielen. Anders als die Honigbiene, die von Imkern beschützt oft im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht, sind Wildbienen oft weniger bekannt. Doch ohne sie wäre unser Ökosystem aus dem Gleichgewicht und viele Pflanzen, die uns Nahrung und Schönheit bieten, könnten nicht existieren. In diesem Artikel erfährst du, warum Wildbienen so wichtig sind, warum sie in Gefahr sind und wie du ihnen im eigenen Garten helfen kannst.

Als 50% der ehemaligen Frankfurter Imkerei Silvanus habe ich oft genug für die Honigbiene gesprochen. Jetzt ist es mal die Wildbiene, denn Honigbienen stehen sehr oft in direktem Futterwettbewerb zu Wildbienen: Der Generalist Honigbiene nimmt dem Spezialist Wildbiene das Futter weg.

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Was sind Wildbienen?

Wildbienen sind, wie der Name schon sagt, wild lebende Bienenarten. Es gibt weltweit etwa 20.000 bis 30.000 Wildbienenarten, von denen rund 560 in Deutschland heimisch sind. Anders als Honigbienen leben die meisten Wildbienenarten allein, also solitär. Jede weibliche Biene baut ihr eigenes Nest und versorgt ihre Nachkommen selbst. Die wenigsten Arten bilden Staaten – wie die Honigbiene. Es gibt allerdings auch Kuckucksbienen. In der Größe unterscheiden sie sich erheblich - von wenige Millimeter bis größer als eine Hummel (Holzbiene (Xylocopa violacea)).

Unterschiede zur Honigbiene

Wildbienen unterscheiden sich von Honigbienen nicht nur in ihrer Lebensweise, sondern auch in ihren Aufgaben. Sie sammeln keinen Honig und leben nicht in so großen Kolonien. Während Honigbienen als „Generalisten“ fast alle Blüten besuchen, sind viele Wildbienenarten auf bestimmte Pflanzen oder Lebensräume spezialisiert. Das macht sie besonders wichtig für die Bestäubung von seltenen oder „schwierigen“ Pflanzenarten, aber auch abhängig von diesen. Die Glockenblumen-Sägehornbiene (Melitta haemorrhoidalis) ist auf Glockenblumen (Campanula) spezialisiert und sammelt ausschließlich deren Pollen, um ihre Brut zu versorgen.Honigbiene auf Sonnenblume

Die Rolle der Wildbienen im Ökosystem - Bestäuber der Natur

Wildbienen sind hervorragende Bestäuber. Viele Pflanzen sind auf die Hilfe von diesen zum Teil hochspezialisierten Insekten angewiesen/abhängig, um sich zu vermehren. Die Bienen sammeln Nektar und Pollen, die sie für ihre Nachkommen benötigen, und tragen dabei Pollen von einer Blüte zur nächsten. Durch diese „Bestäubungsarbeit“ sorgen sie dafür, dass Pflanzen Früchte tragen und sich vermehren können – wie bei Honigbienen auch.

Unverzichtbar für die Artenvielfalt

Durch ihre Spezialisierung bestäuben Wildbienen auch Pflanzen, die andere Insekten links liegen lassen. So tragen sie zur Erhaltung der Artenvielfalt bei. Ohne Wildbienen könnten viele heimische Pflanzenarten verschwinden, was wiederum das Überleben anderer Tiere und Insekten gefährden würde. Wildbienen sind also ein wichtiger Teil des Netzes der Natur und brauchen unsere Unterstützung.Wildbiene auf lila Blume

Bedeutung für die Landwirtschaft

Auch in der Landwirtschaft sind Wildbienen unersetzlich. Sie bestäuben viele Nutzpflanzen wie Obstbäume, Beerensträucher oder Gemüsepflanzen. Ohne Wildbienen würden Erträge deutlich geringer ausfallen. Sie sind also nicht nur für die Natur, sondern auch für unsere Ernährung von großer Bedeutung. Honigbienen können eine evtl. bestehende Lücke nicht unbedingt schließen, da deren Rüsselform nicht für alle Blüten passt. Bei großen Monokulturen kommen aber Wanderimker zum Einsatz, die vom Landwirt für die Bestäubungsleistung bezahlt werden.

Warum Wildbienen gefährdet sind

Leider sind viele Wildbienenarten heute stark gefährdet. Die Gründe dafür sind vielfältig:

Verlust von Lebensräumen

Durch intensive Landwirtschaft, Flächenversiegelung und den Verlust von Blumenwiesen und Hecken verlieren Wildbienen wichtige Lebensräume. Sie finden immer weniger geeignete Nistplätze und Nahrungsquellen. Die Mohn-Mauerbiene (Osmia papaveris) nutzt Blütenblätter von Mohnblumen (Papaver) für den Nestbau. Die weibliche Biene schneidet die Blütenblätter ab und kleidet damit ihre Nistkammern aus.

Pestizide und Monokulturen

Der Einsatz von Pestiziden schadet Wildbienen direkt, indem er ihre Gesundheit beeinträchtigt oder sie tötet – wie bei den Honigbienen auch. Auch Monokulturen tragen zur Gefährdung bei, da sie oft nur für kurze Zeit im Jahr Nahrung bieten und die Vielfalt der Pflanzen, die die Bienen benötigen, stark eingeschränkt ist. Imker ziehen in einem solchen Fall mit ihren Honigbienen an einen anderen Standort.

Klimawandel

Der Klimawandel verändert Blühzeiten und Temperaturverhältnisse, was das Leben der Wildbienen zusätzlich erschwert. Manche Pflanzen blühen früher oder später, wodurch die Bienen nicht zur richtigen Zeit genug Nahrung finden. Sie orientieren sich oft am Lichteinfall oder an ihrem eigenen Lebenszyklus.

Wildbienen im eigenen Garten fördern

Es gibt viele einfache Möglichkeiten, Wildbienen im Garten zu helfen. Schon mit kleinen Maßnahmen kann man ihnen wertvolle Unterstützung bieten:

1. Bienenfreundliche Pflanzen wählen

Wildbienen benötigen eine große Vielfalt an Pflanzen, um ausreichend Nahrung zu finden. Besonders geeignet sind heimische Wildblumen, blühende Stauden und Kräuter. Achte darauf, dass in deinem Garten das ganze Jahr über etwas blüht, von frühblühenden Zwiebelpflanzen bis hin zu spätblühenden Herbstpflanzen.

Einige besonders bienenfreundliche Pflanzen sind:

Lavendel

Thymian

Kornblume

Glockenblumen

Mohn

Margeriten

Bitte ganz auf (für Insekten nutzlose) gefüllte Blüten verzichten. 

2. Nisthilfen anbieten

Wildbienen benötigen nicht nur Nahrung, sondern auch geeignete Nistplätze. Du kannst ihnen helfen, indem du Nisthilfen aufstellst, auch bekannt als „Bienenhotels“. Diese kannst du kaufen oder ganz einfach selbst bauen, zum Beispiel aus Hartholz mit gebohrten Löchern oder aus hohlen Pflanzenstängeln. Achte darauf, dass die Nisthilfen gut vor Regen geschützt und nach Süden ausgerichtet sind. Bitte verwende einen Pickschutz gegen Vögel auf der Futtersuche. Die Geweihbiene (Ceratina cucurbitina) nistet in hohlen Pflanzenstängeln, vor allem von Brombeeren und Himbeeren. 

Kleine Insektennisthilfe

Du kannst im Handel fertige Insektenhotels kaufen oder selber kreativ werden -> Anleitung von NABU und Gartenetage.

3. Offene Bodenstellen schaffen

Viele Wildbienenarten nisten nicht in Bienenhotels, sondern im Boden. Schaffe im Garten also auch offene, unbewachsene Bodenstellen, die gut besonnt sind. Diese Stellen sollten nicht mit Mulch bedeckt oder oft umgegraben werden – im Frühjahr und Sommer überhaupt nicht. Die Sandbiene (Andrena cineraria) lebt, wie ihr Name schon sagt, in sandigen Böden und nistet oft in offenen Bodenstellen.

4. Auf Pestizide verzichten

Chemische Pflanzenschutzmittel sind nicht nur für Wildbienen sehr schädlich. Verzichte deshalb auf Pestizide und setze stattdessen auf biologische Schädlingsbekämpfung oder Mischkulturen, die Schädlinge auf natürliche Weise abwehren. Ach Gründüngung, düngen mit anderen Pflanzen, unterstützt den Verzicht auf Chemie.

5. Vielfalt schaffen

Ein abwechslungsreicher Garten bietet Wildbienen zahlreiche Nahrungs- und Nistmöglichkeiten. Totholz, Steinmauern oder dichte Hecken sind wertvolle Strukturen, die das Leben der Bienen unterstützen. Auch Wasserstellen, wie flache Schalen mit kleinen Steinen, können Wildbienen anziehen, da sie dort trinken können. Vögel wissen so etwas aber auch zu schätzen. Die Holzbiene (Xylocopa violacea) nistet in totem Holz.

Wie man Wildbienen im öffentlichen Raum unterstützen kann

Auch außerhalb des eigenen Gartens kann man einiges tun, um Wildbienen zu helfen. In Städten gibt es zum Beispiel Initiativen für „Urban Gardening“, bei dem gemeinschaftlich Gärten in urbanen Räumen angelegt werden. Solche Projekte fördern nicht nur Wildbienen, sondern auch das soziale Miteinander. Mit entsprechenden Seedballs erreicht man auf brach liegenden Flächen unkompliziert schnell einen Beitrag.

Begrünte Hauswand

Politisch kann man sich dafür einsetzen, dass mehr öffentliche Flächen bienenfreundlich gestaltet werden. Blühende Straßenränder, naturnahe Parks und Grünflächen könnten einen großen Unterschied für die Wildbienenpopulationen machen. Leider werden Guerilla Gardening Aktionen (z.B. via Seedballs) aufgrund von Unwissenheit oder Arbeitsanweisungen wieder zunichte gemacht.

Der Einfluss des Einzelnen: Warum jede Unterstützung zählt

Auch wenn es manchmal klein erscheinen mag, jede Maßnahme, die wir zum Schutz der Wildbienen ergreifen, zählt. Jeder blühende Garten, jedes selbstgebaute Bienenhotel und jede Pestizid-freie Zone leistet einen Beitrag. Schon viele kleine Initiativen haben gezeigt, wie effektiv solche Maßnahmen sein können.

Ein schönes Beispiel sind die „Blühpatenschaften“, bei denen Landwirte auf bestimmten Flächen Blumenwiesen anlegen, die von Menschen gesponsert werden. Solche Projekte können helfen, die Natur wieder in Balance zu bringen.

 

 

Wildbienen sind unersetzlich für unsere Natur und unser Leben. Sie bestäuben Pflanzen, sichern die Artenvielfalt und helfen uns, Nahrungsmittel zu produzieren. Doch ihre Existenz ist in Gefahr und es liegt an uns, ihnen zu helfen. Schon mit kleinen Maßnahmen in unserem Garten oder im öffentlichen Raum können wir einen großen Beitrag leisten. Jetzt ist die Zeit zu handeln – für die Wildbienen und für unsere Zukunft.