Durch meine Experimente zur Herstellung meine Seedballs habe ich alle Arten von Blumenerde strukturiert getestet und eingelesen. Da ich meine Wahl getroffen habe, stelle ich Euch an der Stelle mein Know-how.
Bedenkt, mehrere Sorten guter Blumenerde können gemischt werden, um die Vor-/Nachteile zu kombinieren.
Blumenerde
Blumenerde kann teuer sein, was durch die Körnung (Größe der einzelnen Bestandteile) und den Inhaltsstoffen gerechtfertigt ist. Ohne Einschränkung für spezielle Pflanzen ist sie der Alleskönner unter den Erden und optimal für den Innenbereich geeignet. Durch die Zugabe von speziellen Dünger für Deine unterschiedlichen Pflanzen kannst Du die super teuren Spezialerden mittels Blumenerde vermeiden.
Pflanzerde
Pflanzerde ist für den Außenbereich/Gartengestaltung vorgesehen und enthält weniger Nährstoffe als Blumenerde. Dadurch ist sie im direkten Vergleich günstiger als Blumenerde. Für Blumen ist sie nicht die erste Wahl, sondern für Bäume und Sträucher. Die Körnung ist gröber, was im Außenbereich eher von Vorteil ist.
Graberde
Sie ist dunkler (durch Beigabe von Kohle) und schwerer (Torf) als andere Erden und bietet besondere Möglichkeiten zu Dekoration. Durch die spezielle Zusammensetzung hat sie weniger Nährstoffe und ein höheren Säureanteil, was sie für viele Pflanzen unbrauchbar macht.
Anzuchterde
Wie der Name sagt, ist diese Erde für die Anzucht von Pflanzen vorgesehen. Die enthaltenen Nährstoffe und die kleinteilige Körnung sind optimal für die erste Lebensphase von Pflanzen.
Spezialerden
Dies sind Erden, die in Körnung und Kombination von Nährstoffen speziell auf eine Pflanzenart optimal abgestimmt sind. Hier zählen (Blumen)Erde für Orchideen, für Geranien, für Kräuter, für Tomaten, für Palmen, für Kakteen usw. dazu.
Spezialerde selber mischen?
In der Theorie ist dies einfach und mit etwas Fachwissen verbunden. In der Praxis benötigt man neben dem speziellen Rezept (z.B. Kräutererde: 1/3 Sand, 1/3 Gartenerde, 1/3 Kokosfasern) auch die richtigen Zutaten (Vulkansteine, Seramis, Torf, Sand etc.). Sand ist nicht gleich Sand (ich verwende bei einigen Varianten meiner Seedballs Quarzsand mit einer Körnung von 2 mm) und wo bekomme ich nur 5 Liter Kompost her, wenn ich diesen nicht selber machen kann.
Gilt für alle Erden:
Einkauf: Ich kaufe meine Erden dort, wo ich das ganze Jahr über Nachschub bekomme. Der Preis ist für mich nur am Rande ein Kriterium -> „Billig gekauft ist teuer gekauft“ ! Wenn die Erde 0,99 € kostet und anschließend meine Pflanze kaputt geht (was allerdings auch bei 5,99 € möglich ist), habe ich nichts gewonnen! Aufgrund der untauglichen Billigerde bleibe ich im hohen mittleren Preissegment. Mach ruhig Deine eigenen Erfahrungen.
Blumenerde kann stinken oder etwas strenger riechen. Pauschale Gründe sind n.icht zunennen. Es kann Rückstände von Mist (Kuh, Pferd) liegen, wenn dieser natürliche Dünger zugegeben wurde. Auch andere organische Düngemittel können einen natürlichen strengeren Geruch absondern z.B. noch nicht fertiger Kompost.
Mit der Zeit ist Blumenerde in Kübeln und Töpfen ausgezehrt, wenn die Pflanzen nicht regelmäßig gedüngt wurden (z.B. mit Guano oder Spezialdünger). Dann sollte die Erde ausgetauscht, d.h. die Pflanze umgetopft werden.
Haltbarkeit: Die Erde wird bei richtiger Lagerung (verpackt, kühl und trocken) nicht ‚schlecht‘. Die in der Blumenerde enthaltenen Nährstoffe verfallen und die Erde wird attraktiv für Parasiten. Alte Blumenerde kann ohne Probleme mit Langzeitdünger aufbereitet werden.
Parasiten: Es ist total unerheblich wo du deine Blumenerde gekauft hast. Schadlinge können immer enthalten sein. Tip: Im Backofen werden sie abgetötet und es ist ganz leicht. 1 Vorheizen (200 Grad), 2 Erde anfeuchten, 3. Feuerfesten Behälter füllen (bei viel Erde mehrere Durchläufe), 4. Erde für 30 Minuten in den Ofen, 5. Erde abkühlen lassen. Die Temperatur ist abhängig von dem, was du vermeiden möchtest: 90 Grad töten die meisten Viren ab, 70 Grad Pilze/Unkräuter, Insekten/Larven verenden bei spätestens 60 Grad. – auch die Laven. Bei Anzuchterde verwende ich 70 Grad und bin zufrieden ohne Fliegen, Läuse und Trauermücken.
Schimmel: Schimmelt die noch in der Verpackung befindliche Blumenerde, wurde sie falsch gelagert. Entweder entsorgen oder aufbereiten.
Schimmelt die Erde an der Pflanze und es ist keine mineralische Ablagerung (diese ist hart und ein rein optisches Thema): Pflanze ins freie bringen und Raum kräftig lüften. Pflanze von verschimmelter Erde befreien (Erde entsorgen) und mit hochwertiger Erde umtopfen. Der Blumentopf mit einer Essiglösung gründlich abbürsten. Die gesamte Pflanze wird mit den sehr feinen Schimmelfäden durchzogen sein. Schimmel ist durch Feuchtigkeit am natürlichen Abbauprozess von organischem Material beteiligt. Daher ist die Pflanze in Zukunft eher trocken zu halten und durch eine Drainage (Sand in der Erde, Tonscherbe unter der Pflanze etc.) ist für einen guten Abfluss zu sorgen. Evtl. war es auch zu warm. Schimmel liebt Wärme, Feuchtigkeit, Dunkelheit und Nährstoffe.
Die Hausmittel Zimt und Aktivkohle (einfach in die Erde einarbeiten und auf die Pflanze streuen) habe ich selber noch nicht ausprobiert! Diesen vermeindlichen Tip habe ich aber mehrfach gehört.
Entsorgung: Wenn die Blumenerde auf jeden Fall entsorgt werden muss (z.B. durchgewurzelt), kommt sie (je nach Gemeinde) in die Restmüll- oder Biomülltonne (plastikfrei!), auf keinen Fall wild in die Natur! Prüfe bitte, ob Du die Blumenerde nicht doch noch aufbereiten und somit wiederverwenden kannst.
Aufbereitung: 1. Erde backen (siehe Parasiten), 2. Mit biologischen Langzeitdünger (z.B. Hornmehl/-späne) einarbeiten, 3. Ein Bodenaktivator (z.B. Algen) verwenden, 4. Mikroorganismen und Urgesteinsmehl zugeben.
Wenn Du das alles gelesen hast, sollte klar sein, dass der Kauf der richtigen und guten Erde eine Vertrauenssache ist. Der 12,- € Sack wird durch Weglassen von teuren Zutaten zu einem 4,- € Sack und sieht für das menschliche Auge noch immer gleich aus. Steine und grobe Pflanzenreste können wir erkennen, Mineralien schon wieder nicht.
Alle Angaben ohne Gewähr! Auch wenn ich das Beschriebene selber anwende führen schon kleinste Abweichungen unter Umständen zu einem anderen Ergebnis. Zumindest bei mir!